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Markus Merk zeigt
an, wo es lang geht. |
Lissabon/dpa. Otto
Rehhagel triumphierte - aber auch Markus Merk war im EM-Finale ein Gewinner. Mit
Argusaugen hatte ganz Portugal darauf geschaut, ob der Zahnarzt aus
Kaiserslautern seinem Landsmann und Griechen-Coach einen Freundschaftsdienst im
EM-Finale erweisen würde.
Doch der üble Verdacht bewahrheitete sich nicht. Beim sensationellen
1:0-Erfolg der Griechen gegen den Gastgeber ging es in Lissabon in keiner
Sekunde «Merk»-würdig zu.
Der finale Wunsch des 42-Jährigen wurde damit wahr: «Ich hoffe, dass niemand
über uns redet», hatte der 42-Jährige vor dem größten Tag in seiner Laufbahn als
Schiedsrichter gesagt. Und wenn, dann dürfte nur die Rede sein von einer absolut
souveränen Leistung des besten deutschen Unparteiischen, der sich mit seinen
Assistenten Christian Schräer (Emsdetten) und Jan-Hendrik Salver (Stuttgart)
beim Fischessen am Vorabend vorgenommen hatte, «das Finale zu genießen».
Als er die Mannschaften auf den Rasen führte, berührte er ganz kurz und
ehrfürchtig mit den Händen den auf einem Tisch platzierten EM-Pokal. Arm in Arm
lauschte das deutsche Gespann mit dem vierten Schiedsrichter Anders Frisk
(Schweden) den Nationalhymnen. «Das ist der absolute Ritterschlag für einen
Schiedsrichter, ein Finale bei einer EM oder WM zu pfeifen», hatte Merk vorher
gesagt.
Energisch, mit eindeutigen Gesten und unaufgeregt leitete er die Partie, in
welcher der Marathonläufer (Bestzeit 2:42 Stunden) stets auf Ballhöhe war. Beide
Mannschaften machten es ihm aber auch leicht, auch wenn Merk in der intensiver
geführten zweiten Halbzeit bei der Beurteilung der Zweikämpfe mehr gefordert
wurde. Rehhagel spendete dem langjährigen Bekannten an der Seitenlinie bei
Entscheidungen für seine Griechen mehrfach Beifall. Merk musste aber auch
Rehhagels Spielern einige Gelbe Karte zeigen, die «Rote» blieb aber bis zu
seinem finalen Pfiff in der Gesäßtasche.
In der aufregendsten Szene des Spiels musste Merk indes nicht eingreifen. Als
ein Fan in den den Vereinsfarben des FC Barcelona in der 86. Minute den Rasen
stürmte, wurde er von Ordnungskräften eingefangen und abgeführt. Ein Jahr nach
dem Champions-League-Finale zwischen dem AC Mailand und Juventus Turin hat Merk
auch sein zweites großes Endspiel mit Bravour gemeistert und ist auf dem Gipfel
seiner Schiedsrichter-Laufbahn angelangt. |