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Der smarte Markus Merk ... |
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... und der strenge Pierluigi Collina |
Der deutsche Schiedsrichter
Markus Merk sowie sein italienischer Kollege Pierluigi Collina sind die
Favoriten auf die Leitung des Endspiels bei der Fußball-Europameisterschaft in
Portugal am übernächsten Sonntag. Beide wurden von der Schiedsrichter-Kommission
gebeten zu bleiben, da die Nationalmannschaften beider Länder ausgeschieden
sind. Erfahrungsgemäß werden Schiedsrichter, die ein Viertelfinale
gepfiffen haben, danach nicht mehr berücksichtigt. Das trifft auf den Schweizer
Urs Meier zu (Portugal - England), auf den Schweden Ander Frisk (Frankreich -
Griechenland), auf den Slowaken Michel Lubos (Schweden - Niederlande) und auf
den Russen Walentin Iwanow (Tschechien - Dänemark). Handicap für Merk:
Er darf kein Spiel pfeifen, an dem ein deutscher Gruppengegner beteiligt ist.
Sollten also die Niederlande oder Tschechien ins Endspiel kommen, fällt der
Lauterer für die Leitung aus. Die Schiedsrichter-Kommission der Uefa will den
Unparteiischen für das Endspiel am Montag bekannt geben.
Pierluigi Collina - Leuchtet er im Estadio da Luz?
Quelle:
kicker.de / 14. Juni 2004
Das Ziel ist das Estadio da Luz am 4. Juli 2004. Aber nicht nur für die
Akteure der einzelnen Nationalteams, sondern auch für jeden der zwölf
Schiedsrichter, der in Portugal im Einsatz ist. Einer dieser "17.
Mannschaft", wie der deutsche Spitzen-Unparteiische Dr. Markus Merk
das
Team der Schiedsrichter bezeichnet, wird mit dem "Roteiro", dem
Spielball
der EURO 2004, in der Hand, zwei Mannschaften zum Finale in Lissabon auf
das Feld führen. 2000 war dies beim Triumph der Franzosen der Schwede
Anders Frisk, der mit vier EM-Einsätzen die grösste Erfahrung der
aktüllen Referees bei der kontinentalen Meisterschaft vorzuweisen hat.
In Portugal steht jedoch einmal mehr ein anderer "Schiri" im Blickpunkt
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Pierluigi Collina. Der Mann aus Viareggio, dem die schwierige und zugleich
ehrenvolle Aufgabe des Eröffnungsspiels zwischen Portugal und Griechenland
(1:2) übertragen wurde, steht wie der Däne Kim Milton Nielsen vor seinem
letzten Auftritt bei einem Fussball-Grossereignis. "Einige Fussballer
sind
phantastische Beispiele dafür, dass man auch mit fortschreitendem Alter
noch auf hohem Niveau spielen kann. Aber ich muss aufhören", kann sich
der
44-jährige Italiener zwar noch nicht mit der auf 45 Jahre festgelegten
Altersgrenze für Schiedsrichter auf internationalem Parkett abfinden, doch
Portugal wird für Collina, der das Auftaktmatch gewohnt souverän und
sicher leitete, der letzte grosse Höhepunkt einer wohl einzigartigen
Karriere in "Schwarz" werden.
Die begann 1977, führte den Finanzberater 1991 in die Serie A und 1995 zur
FIFA. 1996 pfiff er das Finale der Olympischen Spiele in Atlanta, 1998 war
er im Konzert der Grossen bei der WM in Frankreich dabei. Für den
deutschen Fussball-Fan rückte Collina spätestens 1999 in den Blickpunkt,
als er mit dem denkwürdigen Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern
und Manchester United (1:2) den vorläufigen Schiedsrichter-Gipfel
erklommen hatte.
Die "Glatze" kreuzte den Weg einer deutschen Mannschaft 2002 in
einem
Finale wieder. In Yokohama durfte der zwischenzeitlich mehrfach in Folge
als Weltschiedsrichter ausgezeichnete Italiener das WM-Endspiel zwischen
Deutschland und Brasilien (0:2) leiten, und erfüllte sich damit einen
Lebenstraum. Collina war längst kein "normaler" Schiedsrichter mehr, sondern
auf Grund
seines Aussehens, Auftretens und seiner Leistungen auf höchstem Niveau zur
Kultfigur "mutiert". "Es gibt Fehler, die weitaus mehr Schaden
anrichten,
als die eines Schiedsrichters", erklärt Collina, der als offizieller
Botschafter der gemeinsamen Kampagne der üFA und des Internationalen
Komitees des Roten Kreuzes auf Leiden von Kriegskindern aufmerksam macht.
"Kinder beginnen keinen Krieg, doch oft sind sie diejenigen, die am
meisten
dafür bezahlen müssen", sagte Collina, der seinen erlangten
Bekanntheitsgrad so auch in den Dienst von unschuldigen Kindern stellt.
In einem Buch legte der mittlerweile sechsmalige Weltschiedsrichter seine
"Regeln des Spiels" vor. Die könnte er demnächst sogar in der
Bundesliga
zeigen, denn die üFA hat einen Austausch der Spitzen-Schiedsrichter ab der
kommenden Saison beschlossen. So könnte der Italiener die immer
emotionsgeladene Partie Dortmund gegen Bayern pfeifen, Dr. Merk im Gegenzug
das hitzig geführte Mailander Derby zwischen Inter und dem AC.
Doch zunächst gilt es für den italienischen Unparteiischen, seine
Karriere mit dem EURO-Finale zu krönen. Das hängt aber nicht nur von
seiner eigenen Leistung ab, sondern auch vom Abschneiden seiner Landsleute.
Die "Squadra Azzurra" geht als Mitfavorit in das Turnier und könnte
dem
44-Jährigen einen vorzeitigen Abschied von der internationalen Gross-Bühne
bescheren.
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