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Markus Merk in der Kritik |
Die heftige Kritik von Franz Beckenbauer an den deutschen Schiedsrichtern und
deren Rekordmann Markus Merk ist beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) auf
Unverständnis gestoßen.
«Zum Ende einer jeden Saison spitzen sich die Ereignisse zu und die Emotionen
schäumen über. Franz Beckenbauer hat in den Gesprächen mit uns immer betont,
dass die deutschen Referees zu den besten der Welt gehören. Jetzt wird ein Spiel
zum Anlass genommen, um alles in Frage zu stellen und Schelte zu betreiben»,
sagte Hellmut Krug, Abteilungsleiter Schiedsrichterwesen im DFB.
In seiner Kolumne in der «Bild»-Zeitung hatte Beckenbauer der deutschen
Schiedsrichter-Gilde die internationale Klasse abgesprochen. «Ganz allgemein
habe ich den Eindruck, dass sich unsere Schiedsrichter leider dem Niveau der
Bundesliga anpassen. Und da gehören wir ja schon länger nicht mehr zu den Top 3
in Europa», grantelte der «Kaiser», dem Merks Auftritt beim 0:2 der Bayern in
Dortmund sauer aufgestoßen war. «Er hat uns die Punkte gekostet», meinte
Beckenbauer.
Für Krug entbehrt die heftige Kritik des Bayern-Präsidenten jeglicher
Grundlage. «Markus Merk ist einer der höchst bewerteten und angesehenen
Schiedsrichter in der Welt», stellte er sich vor den Unparteiischen aus
Kaiserslautern. Der wurde vom Europäischen Fußball-Verband UEFA prompt für das
Halbfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen dem FC Porto und Deportivo
La Coruna nominiert.
Zuletzt hatte Merk schon das Viertelfinale zwischen den Londoner Stadtrivalen
Arsenal und Chelsea souverän geleitet. Im Juni wird der 42-Jährige, der seit
1988 in der Bundesliga und seit 1992 auf internationalem Parkett pfeift,
Deutschlands Referees bei der Europameisterschaft in Portugal vertreten. Krug
schreibt die Beckenbauer-Schelte daher auch eher dem Umstand zu, dass sich die
Bayern durch die verpatzte Saison ohne Titel «vielleicht etwas unter Druck
fühlen».
Die wöchentlich an Schärfe zunehmenden Diskussionen um die
Schiedsrichter-Entscheidungen in der Bundesliga sind Krug aber generell ein Dorn
im Auge. «Je länger die Saison dauert, desto verbissener wird um jeden Punkt
gekämpft. Und das leider nicht nur auf dem Platz. Dieses Nachkarten ist höchst
überflüssig, oft unsachlich und bringt keinen weiter», sagte Krug und
appellierte an Spieler, Trainer und Funktionäre: «Sie sollen sich in erster
Linie mit der Qualität ihrer Mannschaft und ihren eigenen Spielern
beschäftigen.» Um die Kluft nicht zu groß werden zu lassen, möchte Krug mit den
Vereinen wieder mehr ins Gespräch kommen. «Wir müssen den Dialog weiter pflegen,
aber nicht über die Medien», forderte er.
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