Der Protest der DEG Metro Stars wegen des Geistertores im 155. Rheinischen Derby
hat wenig Aussicht auf Erfolg. Ich erkenne auf den ersten Blick keinen Grund für
eine Spielwiederholung, erklärte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke am Montag: Das
fällt unter Tatsachenentscheidung und ist als solche endgültig. Dabei sei es
egal, ob Schiedsrichter Wolfgang Hellwig nach dem Spiel seine Meinung revidiert
habe. Der Krefelder hatte beim 6:4-Sieg der Kölner Haie beim Stand von 4:4 in der 49.
Minute nach der Ansicht des Videobeweises auf Tor für Köln entschieden, nach dem
Blick auf die TV-Bilder von Premiere allerdings zugegeben: "Die Scheibe war nicht
im Tor." Beim Videobeweis hatte Hellwig nur die Aufnahme der Übertorkamera zur
Verfügung, nachher sah er auch die Bilder der TV-Kameras. Tripcke wird
voraussichtlich am Donnerstag über den Protest entscheiden, für den die DEG am
Montag eine offizielle Begründung einreichte. Für den DEL-Geschäftsführer ist
auch nach Ansicht der Fernsehbilder nicht klar, dass das vorentscheidende 5:4
tatsächlich ein Phantomtor war. Es gibt kein Bild, das eindeutig zeigt, dass der
Puck nicht drin war, sagte Tripcke: Vielleicht war es ja gar keine
Fehlentscheidung, und er war doch drin.
Das sahen die Trainer Hans Zach
und Michael Komma allerdings ganz anders. Das Spiel wurde vom Schiedsrichter
entschieden. Wenn man schon einen Bildschirm hat, darf so was nicht passieren,
ereiferte sich DEG-Coach Komma, bei dem sich Hellwig nach der Partie für seinen
kapitalen Fehler entschuldigt hatte. Zach wunderte sich: "Mit der einen Kamera
ist der Puck drin, mit der anderen draußen. So was gibts doch gar nicht,"
wunderte sich der Bundestrainer und kommentierte das vermeintliche Geistertor
verständlicherweise etwas humorvoller als sein Kontrahent. "Da kann ich ja noch
ein Buch schreiben", sagte Schriftsteller Zach, der wenige Stunden vor dem Derby
seine Autobiographie 'Ich, der Alpenvulkan' vorgestellt hatte: "Über Tore, die es
nicht gab." Komma konterte schlagfertig: "Das schreibe ich in mein Buch
rein."
Nicht nur wegen des umstrittenen Tores in Köln standen am ersten
Saison-Wochenende die Schiedsrichter schon wieder in der Diskussion. In Krefeld
beklagte sich Meistertrainer Butch Goring beim 3:1-Sieg der Pinguine gegen Adler Mannheim über die kleinliche Regelauslegung
von Gerhard Lichtnecker, der insgesamt 52 Strafminuten verhängte. "Das war
manchmal ein bisschen übertrieben", meinte der Kanadier. Dass das Dauerthema
Schiedsrichter auch in der neuen Saison wieder auf der Tagesordnung stehen
würde, hatte Zach bereits vorher gewusst. "Das Zusammenspiel zwischen den
Schiedsrichtern und den Klubs klappt überhaupt nicht", klagte der Bundestrainer:
"Sie kommen nicht vor der Saison zu den Mannschaften und zeigen, was geahndet
wird. Die DEL verhindert, dass sie eine Chance bekommen, das zu vermitteln.
Keiner weiß, wie sie pfeifen, das ist eine Wundertüte."
Tripcke
widersprach vehement. Die neuen DEL-Schiedsrichterbeauftragten Stefan Trainer
und Holger Gerstberger hätten vor der Saison mit allen 14 Trainern über die
Regelauslegung gesprochen. Für die Ligapause im November, wenn die
Nationalmannschaft am Deutschland-Cup in Hannover teilnimmt, sei ein Lehrgang
mit den Coaches geplant. "In der Vergangenheit hat es mehrfach solche Treffen
gegeben, die von den Trainern aber sehr schlecht besucht wurden", sagte Tripcke.
In der neuen Saison haben die Coaches erstmals Gelegenheit, die Leistungen der
Unparteiischen schriftlich zu bewerten. Sie erhalten entsprechende Bögen, die
sie nach jedem Spiel ausfüllen können, erklärte Tripcke: Damit soll die Kritik
intern bleiben und nicht auf den Pressekonferenzen geäußert werden. Am ersten
Wochenende ist dieses Vorhaben schon mal gescheitert. (TL)
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